Montag, 21. Januar 2008

Interviews:

Hier haben wir Leute zum Thema interviewt.
Lasst uns an euren Assoziationen und Gedanken teilhaben, wenn ihr den Text lest und nehmt diese als Ansatz zum Diskutieren.



Isabella, 46, Italienerin
Lena, 15, Deutsche


Die Menschen sind voller Gewalt. Gerade Jugendgewalt ist sehr viel schlimmer.
Es gibt leider viel Gewalt, doch man kann halt nichts dran ändern. Warum kann man das nicht? „die Jugendlichen lassen sich nichts sagen.“ Wir fragen, ob es schlimmer oder besser wird. Es wird sich vielleicht verschlimmern; es wird sich auf jeden Fall nicht bessern.

Erfahrungen mit Gewalt?

Nicht persönlich, aus den Medien. (weist auf „express“ hin):Türken mit Ringen???
Drogen; die Leute mit den Drogen sind doch alle kaputt. Das wird alles immer schlimmer.
Im späteren Verlauf des Gespräches spricht sie noch über die Serie der Morde an kleinen Kindern: „wenn da kleine Kinder getötet werden oder den kleinen wird die Kehle aufgeschnitten. Man sagt dann: oohh, die arme Frau war krank. Ich hätte die den Krokodilen gegeben! Sind dann kurz für ein paar Jahre weg, dann sind sie wieder da…das bringt nichts- iss aber hier so in Deutschland.
Oder wenn jemand ein Kind vergewaltigt. Da wird doch der Täter verschont. Ich würde die direkt abknallen. Bei uns werden die direkt getötet. Wir machen das selber- jaja, iss so- Bei uns, wenn dort ein Kind vergewaltigt wird, „Was?! Ins Gefängnis? Wir selber schießen, wir gehen selber in Gefängnis! Wenn in Italien ein Kind vergewaltigt wird und der Vater oder Bruder erfährt das, dann wird der direkt tot gemacht- von allen!

In der Schule wird sich schon hin und wieder mal geprügelt. Auch hier auf der Straße hört man schon öfters, weißt du schon, der und der wurde verprügelt. Worum handelt es sich bei diesen Schlägereien? Meistens ist das wegen Kleinigkeiten. Vielleicht ein dummer Spruch vor mehreren Leuten- wegen Frauen oder Mädchen- weil er klüger ist, bessere Kleidung trägt oder in einer besseren Familie aufwächst.


Unterschiede Deutsche- Ausländer

Es ist alles das gleiche, Türken, Italiener, Deutsche

Woher Gewaltbereitschaft?

Geld…sie erzählt von einem Erlebnis in ihrem Umfeld (Chorweiler)
Einer alten Frau wird nach einem Besuch bei der Bank von Jugendlichen/ jungen Erwachsenen die Handtasche geklaut. Sie wird dabei zu Boden gestoßen und bricht sich Rippen.
Kein gutes zuhause und kein Verhältnis mit der Familie. Tja, was sollst du dazu noch sagen?
Oder eine Bekannte war in Marienburg beim Orthopäden und als sie die Praxis verließ, da kamen zwei junge Leute- ganz nett, ne- junge, vielleicht 14 Jahre, sagen: „Kannst du 10 Euro wechseln zum telefonieren?“ Die Frau legt dem Jungen das Wechselgeld in die Hand und da läuft der einfach weg! Also ich werde in Zukunft sagen: „Ich kann nicht wechseln. Tut mir leid!“

Meistens von jungen Typen. Warum gerade die? Die woll´n sich was beweisen; dass sie was drauf haben. Warum können sie es nicht auf eine andere Art und Weise? Weil sie es nicht anders gelernt haben…von zuhause? Von zuhause aus nicht aber ich glaube falsche Freunde, also Umgebung..


Was könnte man für die Jugend machen?

Ich bin selber Ausländer, aber bei solchen Leuten, die sollte man direkt zurückschicken; böse Leute direkt weg. Bei so einem schlechten Benehmen direkt wieder weg, auf Wiedersehen.
Ich habe jetzt in der Zeitung gelesen, dass ein türkischer Junge mit 14 Jahren 49 Strafanzeigen hat! Das ist doch nicht normal! Da müssen sie die Leute doch eigentlich zurückschicken!

Man kann eigentlich nichts tun, es lässt sich eh keiner von denen ändern!

Rolle Gewalt in türkischen Familien?

Es gibt halt schlechte Familien, es gibt gute Familien.


Härtere Strafen?

Sie ist für härtere Strafen.
Abschieben! Meine Enkelin, ich liebe sie, aber wenn sie böse werden würde, dann müsste sie gehen- trotzdem!
Und deutsche?
Zögert…wir fragen, ob es sich durch höhere Strafen bessern könnte… „nein, das würde dann noch schlimmer werden! Glauben sie mir, noch schlimmer…
Schwer arbeiten für wenig Geld- die dürften da nicht wegkommen, eingesperrt, nur Essen und trinken- dann könnte das vielleicht etwas werden.

Montag, 14. Januar 2008


Definition

Im deutschen Jugendstrafrecht fallen:

· Personen unter 14 Jahren (Alter zur Tatzeit) Strafunmündig (strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen)

· Personen (Jugendliche) von 14 bis unter 18 Jahre unter dem Jugendgerichtsgesetz und dem Kinder- und Jugendhilfegesetz eingestuft

· Personen (Heranwachsende) zwischen dem 18. und einschließlich 20. Lebensjahr unter das Erwachsenenstrafrecht, als auch unter das Jugendstrafrecht

· Straftat: (Verhaltensweise, die durch ein Strafgesetz mit Strafe bedroht ist)
Jugendtypische Delikte:

Statistik zur Jugendkriminalität

Im Jahr 2006 wurden 100.487 Kinder, 278.447 Jugendliche und 241.824 Heranwachsende in Deutschland als Tatverdächtige ermittelt (siehe Grafik).


















· an Hand von Statistiken (Polizeiliche Kriminalstatistik, Verurteiltenstatistik usw.) genaues Ausmaß der Jugendkriminalität nicht feststellbar

· wegen unterschiedlichen Erfassungszeiträumen/-daten und anderen Einflussfaktoren nicht vergleichbar

· Dunkelfeldstudien (empirische Täter- und Opferbefragungen) ergänzen das offizielle Hellfeld.


Unter den polizeilich erfassten Straftaten fallen:

· Diebstahlsdelikte (speziell Ladendiebstähle, Fahrrad- und Kraftraddiebstähle, Raubdelikte)
· Körperverletzungsdelikte
· Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz
· Sachbeschädigungen.

Delikte, wie Beleidigung, Urheberrechtsverletzungen und Ladendiebstahl haben eine hohe Dunkelziffer, da diese schwierig erfasst werden können.
Von 10 Ladendiebstählen werden nach Ergebnissen der Dunkelfeldforschung 9 nicht entdeckt.

Wenige Faktoren führen zur Straffälligkeit von Jugendlichen

Kriminologie untersucht Entstehungs- und Erscheinungsformen der Jugendkriminalität:

Kriminogene Faktoren

Die Entwicklungsmöglichkeiten und das soziale Umfeld prägen den Jugendlichen erheblich.

Ursachen für Jugendkriminalität liegen in:

Störung des Sozialverhaltens sowie der Persönlichkeit des Betroffenen als Folge von:

· Schwierigkeiten in der Familie
· Schule oder Gruppenzwang
· unzureichender Umgang mit Konflikten
· Leistungsdruck
· fehlender Frustrationstoleranz
· Neugierverhalten und/oder schlechten Zukunftsperspektiven


Weitere Ursachen für die Kriminalität von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind:

· innerfamiliäre Gewalterfahrungen
· fehlende Schulabschlüsse
· archaische Vorstellungen von Männlichkeit und Ehre
· unsicherer Aufenthaltsstatus

Diese Vorstellungen gelten auch als das Ergebnis von Zuschreibungen über das Wohnen in sozialen Brennpunkten.








Übersicht über die Häufigkeit von Delikten bei

nichtdeutschen Jugendlichen deutsche Jugendliche

Körperverletzungsdelikte 29,5% 23%
Diebstahlsdelikte 22,9% 23%
Sachbeschädigungen 18,9% 18,9%

Die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen mit beispielsweiser türkischer- oder Jugoslawische Herkunft ist deutlich höher


Zeitlich begrenzter Abschnitt der Jugendkriminalität

Der Anpassungsprozess in die Gesellschaft ist für Jugendliche nicht selten konfliktbehaftet.


· Episodenhafter verlauf von Jugendkriminalität (begrenzt auf einen Lebensabschnitt)

· größter Teil der straffällig gewordenen Jugendlichen beginnt keine kriminelle Karriere

· Änderung der Motivation und der Deliktarten im Erwachsenenalter


Mehrfach- bzw. Intensivtäter

· kleiner Teil (rund 3 bis 6 Prozent) der jugendlichen Tatverdächtigen fällt durch wiederholte Begehung von Straftaten auf
· Gruppe von Mehrfach- bzw. Intensivtätern begeht nach Untersuchungen der Landeskriminalämter zwischen 30 und 60 % der für die Altersgruppe bekannt gewordenen Straftaten

Werden Jugendliche mit Migrationshintergrund häufiger straffällig?

Die Tatverdächtigenstatistik zeigt, dass der Ausländeranteil im Jahre 2005 mit 22,5% bei einem Ausländeranteil in Deutschland von 8,8% vergleichsweise höher ist, als der Tatverdächtigenanteil der Deutschen.

Allerdings tauchen in der Statistik auch Touristen und Illegale auf, die das Ergebnis verfälschen.

Außerdem leben Ausländer häufiger in Städten und der Altersdurchschnitt ist niedriger, welches auch bei deutschen Jugendlichen das Risiko erhöht, kriminelle Handlungen zu begehen.






Kontroversen um das Jugendstrafrecht

infolge medialer Darstellung von Einzelfällen:

· politische Debatten über Verschärfung des Jugendstrafrechts
· beliebtes Wahlkampfthema

Forderung des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch in einem Interview mit BILD im Januar 2008:

· verurteilte Täter zwischen 18 und 21 Jahren dürften „nicht vor allem mit Verständnispädagogik behandelt werden und regelmäßig offenen Vollzug bekommen“.

Vorsitzende des Deutschen Richterbundes Christoph Frank:

· „Die Diskussion gaukelt den Menschen Zusammenhänge vor, die es nicht gibt. Die Formel: härtere Strafen gleich höhere Abschreckung gleich weniger Straftaten ist schlicht falsch. Die Politik würde hier erneut der Versuchung unterliegen, Fragen des Strafrechts für plakative Botschaften zu missbrauchen. Das Thema sei aber zu ernst, um vor Wahlen immer wieder instrumentalisiert zu werden“.

Der Deutsche Anwaltverein meinte:

· dass es die Glaubwürdigkeit von Politik nicht gerade fördere, wenn solche Patentrezepte ganz kurz vor Wahlen geäußert würden.

CDU fordert in „Wiesbadener Erklärung“ einen „Warnschussarrest“:

· Anhebung der Höchststrafe für Jugendkriminalität von zehn auf 15 Jahren

· konsequente Anwendung des Erwachsenenstrafrechts bei allen Tätern über 18 Jahre

· schnellere Abschiebung von kriminellen ausländischen Jugendlichen.)

SPD verwies auf:

· Warnschussarrest bereits möglich

· Fordern einer Beschleunigung der Strafverfahren

· Aufstockung des Personals für Anklagung und Verurteilung von Wiederholungstäter innerhalb eines Monats








Der Deutsche Richterbund kritisierte, dass:

· die Landesjustizverwaltungen der Länder (SPD- oder CDU -regierung)
außerhalb ihrer Wahlkämpfe in den vergangenen Jahren bereits einen Personalabbau durchgeführt hätten, der schnelle Verfahren nicht mehr zulasse.

in der Amtszeit von Roland Koch:

· Streichen sämtlicher Landeszuschüsse für ambulante Maßnahmen zur Wiedereingliederung straffälliger Jugendlicher durch hessische Landesregierung

· Reformierung des Jugendstrafvollzugsgesetzes im eigenen Bundesland

· Bundesland liegt an letzter Stelle in der Zeit Jugendstrafsachen zu bearbeiten

· Kriminologe Christian Pfeiffer bezeichnete Jugendarrest mit Rückfallquoten von 70 Prozent als unwirksam